Prof. Dr. Nadia Mazouz

Prof. Dr.  Nadia Mazouz

Prof. Dr. Nadia Mazouz

Ordentliche Professorin am Departement Geistes-, Sozial- und Staatswissenschaften

ETH Zürich

Professur Praktische Philosophie

STB F 19

Stampfenbachstrasse 69

8092 Zürich

Schweiz

Zusätzliche Informationen

Forschungsgebiet

Meine Forschungsinteressen richten sich auf grundlegende Fragestellungen der praktischen Philosophie sowie auf angewandte Probleme der Moral. Ich verfolge das Projekt, kantische zustimmungstheoretische Ansätze der Moralphilosophie so auszuformulieren, dass sie auf brisante kulturelle, soziale und politische Fragen angewandt werden können. Die von mir verfolgte deliberative Variante einer Zustimmungstheorie verzichtet auf theoretische Setzungen. So kann der deliberative Ansatz den Theorienpluralismus in der Moralphilosophie integrieren und als Ausdruck alternativer Vorschläge darüber verstehen, was als Begründung zu akzeptieren ist. Damit verbunden ist auch ein innovativer Ansatz zu Fragen der angewandten Ethik, der mit dem persistierenden Dissens in Gesellschaft und Politik rechnet anstatt ihn wegzudiskutieren.
Zur Ausarbeitung eines solchen deliberativen Ansatzes sind einerseits die methodischen Grundlagen der Theorie voranzubringen und andererseits ist er auf verschiedenen relevanten Praxisfelder anzuwenden. Auf der Methodenebene fallen insbesondere Probleme der Ausbuchstabierung und Begründung der Moral an, etwa die Fragestellung, wie zu rekonstruieren ist, was in welchem Kontext (Wissenschaft, Politik, Lebenswelt etc.) als Begründung zu akzeptieren ist, im Rahmen einer Theorie der Gründe und ihrer Verzahnung mit einer Theorie der Rhetorik; das Problem, ob Zahlen in der Moral zählen und wenn ja, wie; die Rolle des einsamen sowie gemeinsamen Nachdenkens in einer Theorie des guten Lebens; der Status von Wesen, die nicht fähig sind (inklusive zukünftiger Generationen), oder von Personen, die nicht willens sind, Deliberationen zu vollziehen (in feindschaftlichen interpersonalen und internationalen Beziehungen).
Die relevanten Praxisfelder sind vielfältig: die Umweltethik und die Wissenschaftsethik, die Tierethik, die Medizin- und die Bioethik, aber auch die genuin politischen Praktiken innerhalb von und zwischen politischen Gemeinschaften. In Bezug auf normative Fragen der Interpolis-Politik sind etwa thematisch: Globale Gerechtigkeit; Moral des Krieges, insbesondere neue Kriegsformen; Demokratie und Menschenrechte; internationale Beziehungen und Völkerrecht. Normative Fragen der Intrapolis-Politik sind zum Beispiel relevant bei den Themen: Verteilungsgerechtigkeit; Demokratie; ziviler Ungehorsam und Revolution; Medienethik.

Mein Forschungsprofil kombiniert also eine langfristig angelegte Arbeit zur Ausarbeitung einer deliberativen Theorie und ihrer Anwendungen mit zeitlich begrenzten einzelnen Projekten, in denen spezielle theoretische Probleme fokussiert und einzelne Anwendungsfelder durchgearbeitet werden.
Konkret arbeite ich derzeit: zum Trolleyproblem; zum Zahlenproblem; an der Frage, wie knappe medizinische Ressourcen zu verteilen sind; an der Moral des Krieges, speziell neue Kriegstechnologien; zur begrifflichen und normativen Analyse von Empfehlungs-Systemen (recommender systems) und (Selbst)Täuschung; an der normativen Analyse der Krise von Liberalismus und Kosmopolitismus; zu Klimagerechtigkeit und der Herausforderung durch den Pluralismus; zur Ethik der künstlichen Intelligenz in Zeiten der Polarisierung; zur Zustimmungstheorie der Moral und ihrer Anwendung in Demokratien in der Krise.

  • Studium der Physik an der Technischen Universität Berlin und der Philosophie an der Technischen, der Freien und der Humboldt-Universität Berlin sowie der Universität Leipzig.
  • 1999 Promotion zum Dr. rer. nat. am Fritz-Haber-Institut der Max-Planck-Gesellschaft und an der Freien Universität Berlin, mit einer Arbeit zur Modellbildung und Simulationen zu selbstorganisierten elektrochemischen Systemen: Fronten, Wellen und stationäre Strukturen in elektrochemischen Systemen.
  • 2003 Promotion zum Dr. phil. am Institut für Philosophie der Universität Stuttgart. Thema der Dissertation: Aspekte einer deliberativen Theorie der Gerechtigkeit und des Guten.
  • Wissenschaftliche Mitarbeiterin an den Universitäten Stuttgart, Tübingen und Dortmund sowie an der ETH Zürich. Mitwirkung u.a. in Drittmittelprojekten zum Globalen Wandel, zu Krankheitsbegriff und Mittelverteilung im Gesundheitswesen und zur Phänomenologie des Mittelgebrauchs.
  • Mehrere Forschungsaufenthalte an der School of Philosophy der Australian National University in Canberra.
  • 2016 Habilitation in Philosophie am Department für Geistes-, Sozial und Staatswissenschaften an der ETH Zürich. Thema der Habilitationsschrift: Moral von Krieg und Frieden.
  • 2017-2021 Universitätsprofessorin für Praktische Philosophie in Marburg.
  • Seit 2022 Universitätsprofessorin für Praktische Philosophie an der ETH Zürich.

 

Publikationen

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